Das ist das Archiv der Website der Merlons Lichter. Sie wird seit einigen Jahren nicht mehr aktualisiert und steht hier als eine Art virtuelles Museum weiter im Netz. Nur Impressum und Datenschutzerklärung haben wir auf den aktuellen Stand gebracht.







Merlons Lichter – Sinn.Licht

01 Angst
02 Insomnia
03 Hass
04 Gold
05 Licht
06 Wüsten Kopf
07 Nie wieder
08 Feuertanz
09 Blinder Blick
10 Ihr Sinn
11 Rühr mich nicht an
12 Deswegesweise
13 Salamandrina
14 Mondenschein


Typischer Song: Hass
Warum: Als Radio-Promo verschickt steht der Song für das neue Musikmarkt-Bewußtsein. Gefilterte Loops machen eine moderne Produktionsweise deutlich und der Text bringt Kälte und die Faszination des Großartigen zum Ausdruck.

Veränderungen: Die Band heißt Merlons von 1998 bis 2000. Das Album sinn licht wird erstmals durch Blanko Music verlegt, erscheint auf dem Lawine-Label und wird über BMG vertrieben. Die CD Trance wird von Musical Tragedies veröffentlicht; Aufnahmen hatten im Frühjahr 1996 stattgefunden. Die Band steht voll hinter dem Werk. Die CD Midgard wird unter The Merlons of Nehemiah von Musical Tragedies veröffentlicht. Die Live-Bootleg-Aufnahme von miesester Qualität stammt aus dem Jahr 1994. Die Band hat diese Veröffentlichung niemals authorisiert. Der Lichtmischer Stunki geht und Merchandising-Manager Ingo (Herr Schneider) arbeitet sich in ein neues Feld ein. Antje-Ani (Gesang) geht 1999. 

Bevor sinn licht veröffentlicht werden konnte, wurde sehr viel nachgedacht: „Was tun wir da? Was ist das, was uns ausmacht? Was gefällt den Leuten an uns?“ Diese Zeit resümiert P.G. heute so: „Die Reflexion war der Bruch mit der Lockerheit im Umgang mit der Musik. Wir haben, wenn man so will, unsere Unschuld verloren. Es wurde nicht mehr zum Spaß komponiert, sondern für die persönliche Zukunft. Das war alles sehr verkopft.“ Schließlich waren die Merlons jetzt eine Major-Band und „es ist auch von unserer Seite her sehr viel gewollt passiert“. (Fritz) 

Als viele Fragen gestellt und Antworten gefunden waren, hatte sich einiges geändert: Weil die deutschsprachigen Texte als authentische Ausdrucksform definiert wurden, hießen The Merlons jetzt Merlons, ohne das englische "the". Weil außerdem alles konkreter werden sollte, hieß Antje jetzt Ani und stand im absoluten Mittelpunkt der Band und der Bühne. Sie repräsentierte die komplette Aussage nach außen. Schließlich war auch musikalisch mehr Eindeutigkeit gefragt und so wurde regelrecht auf Hörgewohnheiten hin komponiert: Auf Vielsprachlichkeit und männliche Gesänge wurde verzichtet, Breaks wurden heraus genommen und Rhythmen geschliffen.

Wichtig ist: Das alles ging von der Band aus. Auch die Wahl der Produktionstechnik. Die Merlons trafen sich seltener im Proberaum, wo viel kommuniziert worden war und alles irgendwie passierte. Dafür bauten sie sich in den Nightliner ein kleines Studio, wo sie am Computer die Songs entwarfen. Es war die Zeit der produktionstechnischen Revolution wider die Bandmaschine und für ein blitzsauberes Harddisc-Recording. Diese Mode hat die Merlons voll erwischt und sie haben – vielleicht überfleißig – so viel Elektronik ins musikalische Mittelalter gebracht, wie neben ihnen bis heute nur die Inchtabokatables. So wurde sinn licht nach P.G.s Einschätzung ein „sehr ambitioniertes, sehr volles, sehr dichtes, sehr forderndes … ja vielleicht überforderndes Album. Wir haben zwei Jahre zu viel in einem Schritt genommen und übers Ziel hinaus geschossen.“

Als die CD dann fertig war, erfuhren die Merlons zum ersten Mal einen bemerkenswerten Promotion-Aufwand: „Wo wir hin kamen gab’s Titelgeschichten in den Zeitschriften und in fast jeder Zeitung stand was über uns. Wir hatten Präsentatoren für unsere Tour und hofften auf den raketenmäßigen Schub. Bislang hatte es keine Erwartungen gegeben und jetzt standen wir vor dem Aufzug, in den einmal eingestiegen es nach oben gehen sollte.“ (P.G.) 

Aber die Konzertbesucherzahlen stiegen nur leicht und die Verkaufszahlen stagnierten. Wenn Fritz und P.G. heute über die Gründe dieser unerfreulichen Entwicklung nachdenken, diskutieren sie umfassend. Erstens – wir selbst: „Nach der jahrelangen Tortour hatten wir nur mehr Erwartungen und brachten keine Aktion mehr zu stande.“ Zweitens – die Fans: „Vermutlich haben die alten Fans den großen Schritt nicht verkraftet und die neuen sich nicht gefunden.“ Drittens – das Kaufverhalten: „Die Zeiten des Stöberns im Plattenladen waren vorbei und wir hätten wie jeder andere Act nach der Presse auch noch Radio- und Video-Einsätze gebraucht, um auch im Supermarkt nachgefragt zu werden.“ Und Viertens – der Trend: „Die Mittelalterszene baute sich gerade auf und das Interesse lag und liegt bis heute bei den plakativsten Produktionen … und uns geht es um Selbstfindung, nicht um historischen Abklatsch.“ Naja, und dann denken Fritz und P.G. darüber nach, wie wohl die "Popstars-medieval" Musikantenstadel gerecht aussehen müssten. („Dreizack und Spitzschuh zu Billig-Loops und Synthie-Flächen“) 

Letztlich war die Enttäuschung bei Antje wohl am größten. Sie hatte alles gegeben ― auf wie vielen Rock-Alben sind so emotional-intime Texte zu hören, wie auf sinn licht? ― und nicht das bekommen, was sie erwartet hatte. Jedenfalls setzte ein Trennungsprozess zwischen Antje und den Merlons ein, der die Band fast eineihalb Jahre lang vollends beschäftigte. Aus dieser Zeit gibt es Demos, die nicht rund, dafür unfertig klingen und unschöne Anekdoten von Veranstaltern, die den Merlons ohne Antje keine Gage zahlen wollten. P.G. schaut immer noch nachdenklich, wenn er zurück denkt: „Antje war das Herz-Ass der Band. Als sie ging, brauchten wir lange, um zu entscheiden, ob es auch ohne sie weitergehen kann.“ 

Zwischenbilanz

Die Merlons hatten ein ebenso wertvolles wie wenig beachtetes Album produziert. Sie waren enttäuscht und Antje war weg. Alles war professioneller, „aber irgendwie hohl geworden.“ (P.G.) Es musste mal wieder eine Neudefinition gefunden werden. Diesmal bewusst und der natürlichen Bandentwicklung gemäß.

Über das, was dann geschah, sagt P.G. lakonisch: „Menschen, die nie zwischen die materielle und die spirituelle Ebene hineingedacht haben, können genau so wenig verstehen, was da passiert, wie jemand, der das mit dem Kiffen nicht kapieren kann, weil er noch nie Einen geraucht hat.“ Die Merlons also – im weiteren Umfeld während der vergangenen Jahre immer häufiger als „Eso-Philosophen“ getätschelt – erlebten einen esoterischen Höhepunkt, oder in ihren eigenen Worten: „Den Startschuss der Merlons Lichter.“

Der 1. Mai 1999 hatte trefflicher Weise eine Vollmond-Nacht und die Merlons ein paar Gäste im Garten. Fritz, P.G. und Pater Peter verließen ihre eigene Party, gingen hinaus auf ein Feld, sprangen und schrien und hatten ein Gefühl, „die eigene Welt in den Händen zu halten und damit ein Teil des Großen Ganzen zu sein.“ (Fritz) Noch heute funkeln P.G.s Augen, wenn er erzählt: „An diesem Abend wurde mit einem Mal klar, was zu tun ist, um in diesem harmonischen Fluss zu bleiben: Wir müssen wieder miteinander musizieren, alles live einspielen und nicht mehr Gitarren so lange am Computer zerschnipseln, bis wir sie eigentlich gleich hätten programmieren können. Wir dürfen nicht mehr so rational-pragmatisch herangehen wie bei sinn licht, sondern emotional aus dem Bauch heraus entscheiden. Wir hatten genau die Klarheiten für den Neuanfang, die wir so lange nicht gesehen hatten: Merlons haben eine geschichtliche Verbundenheit mit ihrem Kulturkreis bis in die vorchristliche Zeit... wir machen keine Hass-Musik ― es geht um Liebe … wir spielen natürliche Instrumente … und das, was wir in den vergangenen acht Jahren gemacht haben, das ist ein Konzept!“

Die Merlons hatten ihr „naives Vertrauen wieder gefunden – einfach machen und es-wird-schon-irgendwie-gut-sein“, wie sie sagen. Und sie meinen, es habe sich deshalb binnen der folgenden zwei Wochen ergeben, dass sie das kommende Album Die wahre Mutter Gottes in drei Studios aufnehmen werden, deren Produzenten unerwartete Synergien entwickelten. Und deshalb, so meinen die Merlons weiter, „haben wir neue Aspekte gesehen und alte wieder erkannt: Zum Beispiel ist schon Cantoney „dedicated to the godess of love“, wie im Booklet steht. Nur haben wir so lange nicht so klar kapiert, dass sich eigentlich alle unsere Platten mit dem Aspekt der Liebe beschäftigt hatten. Unsere zentrale Ausdrucksform ist die Inhaltlichkeit, während wir die ganze Zeit auf die Form gestarrt hatten. Atmosphäre und Emotionalität, das isses.“

Die Wahrheit ist manchmal einfacher, als man denkt.


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Sinn.Licht


CD
14 Titel
Lawine / BMG
2001